England – Frank Cassidy

Porsche-Fans weltweit | Teil 3

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Die Porsche-Welt ist klein und groß zugleich. Die Begeisterung reicht um den ganzen Globus, Fans gibt es in jedem Land der Erde. PORSCHE FAHRER stellt sie vor. Teil 3 führt uns nach Großbritannien.

Porsche-Sammlung England
© Tom Horna
Mein Name ist Frank Cassidy, ich bin 35 Jahre alt. Ich arbeite und arbeitete in verschiedenen Bereichen wie Verkauf, Werbung und Risikokapital. Seit ich denken kann, bin ich autosüchtig. Meine Mutter sagt, dass mein erstes Wort "Vroom" war und sie mich im Kinderwagen anschnallen und in den Park schieben musste, weil der Fußweg von fünf Minuten dorthin sonst ewig gedauert hätte, da ich mir immer jedes Auto anschauen musste.

Wie hat es angefangen?

Porsche 911 T 1973
© Tom Horna
Lady in Red: Der rechtsgelenkte 911 T von 1973 trägt serienmäßiges Rot, ein härteres Fahrwerk, eine stärkere Bremse und den Motor eines 911 E.
Meine erste Video-Kassette war Herbie – Ein toller Käfer von 1968. Als ich klein war, habe ich den Film bestimmt 100 Mal gesehen. Irgendwas von dem Look und Geräusch des Rennkäfers muss hängen geblieben sein. Später habe ich gelesen, wie aus dem Volkswagen der Porsche 356 wurde – ich habe endlos Artikel darüber gelesen und alte Rennfilme geguckt. Spätestens seitdem bin ich verloren. 1983 kaufte mein Vater einen 911 Carrera 3.2 Targa. Das Auto spielte eine wichtige Rolle beim Entstehen meiner Begeisterung für Luftgekühltes.
Ab und zu fuhr mich meine Mutter mit dem Targa zur Schule. Eines Tages rannten auf dem Weg dorthin drei maskierte Männer über die Straße, sprangen in einen Kombi und flohen. Meine Mutter verfolgte sie und forderte mich auf, mir das Nummernschild zu merken. Irgendwann entkamen die drei, doch aufgrund der Selbstjustiz meiner Mutter und mithilfe des Nummernschilds konnte die Polizei die Täter stellen; diese hatten einen Juwelier ausgeraubt. Ich war voller Ehr.furcht, wozu der Porsche in der Lage war, und in der Schule war ich ein Held. Mein Vater war jedoch weder besonders beeindruckt noch begeistert von der Tatsache, dass wir Teil einer Verfolgungsjagd durch die Stadt gewesen waren.
Jahre später verkaufte mein Vater den Wagen schließlich an einen Freund in Südfrankreich. Ich stimmte nur unter der Bedingung zu, dass er das Auto zurückkaufen würde, wenn der Freund es wieder verkaufen wollte. Tatsächlich kam der Anruf, und wir reisten nach Frankreich, um das Auto zurück. zukaufen. Ein Road-Trip führte uns zurück nach England – diese unvergessliche Tour war der Auslöser dafür, dass ich heute in meinen Elfern Europa bereise.
Während meiner VW-Käfer-Lektüre entdeckte ich die "Cal Look Guys", ein paar tollkühne Typen aus Kalifornien, die in den frühen sechziger Jahren mit ihren Hot-Rod-Käfern Rennen fuhren. Sie frisierten die Motoren, reduzierten das Ge.wicht, machten die Autos unverwechselbar und fuhren damit Rennen. Diese Haltung beeindruckte mich sehr und machte mich auf die 356 Outlaws und die R-Gruppe aufmerksam. Ab diesem Zeitpunkt war für mich klar, dass auch ich eines Tages eigene luftgekühlte Autos tunen und ähnlich gestrickte Leute treffen wollte. Als Erstes frisierte ich einen VW Käfer, arbeitete mich zu Porsche hoch und bin dabeigeblieben. Auf dem Weg zum Porsche-Hot-Rodding habe ich einige Künstler und Enthusiasten kennengelernt, von denen einige heute zu meinen engsten Freunden zählen.

Frank Cassidy
© Tom Horna
Warum Porsche? Die Frage höre ich oft, vor allem, wenn Leute feststellen, dass ich eine ganze Menge Porsche habe. Warum nicht mal etwas anderes probieren, fragen sie dann. Allerdings betrachte ich mich selbst nicht als Porsche-Besitzer, sondern in erster Linie als Fahrer. Ein Fahrer sucht Herausforderungen, ein Auto, das fahrerisch eine Herausforderung darstellt und dem Fahrer etwas zurückgibt. Alte Porsche sind da für mich genau das Richtige. Das Handling ist nicht perfekt, der Motor eigentlich am falschen Platz, aber genau diese Unvollkommenheiten stellen für mich die Herausforderung dar.
Darüber hinaus sind sie eine echte analoge Erfahrung: nur drei Pedale und ein Lenkrad. Kein ABS, keine Traktionskontrolle, kein modernes Zeug, das dich vom Fahrerlebnis ab.hält. Alte Porsche liefern viel Rückmeldung und fordern mich heraus, wie es sonst kein anderes Auto tut. Es ist wirklich eine begeisternde Erfahrung: die unverwechselbare Form, der typische luftgekühlte Sound, Fahrgefühl und Feedback, der Geruch des alten Leders, von Öl und Benzin. Oberflächlich gesehen sind sie alle Porsche, aber in Wirklichkeit ist jeder von ihnen einzigartig und liefert eine ganz eigene fahrerische Herausforderung.
Ich besitze eine interessante Mischung verschiedener 911. Einige sind Restaurierungsprojekte und seltene Modelle, andere sind strikte Outlaws. Trotzdem, die Outlaws sind meine Favoriten. Die Autos, in denen meine Persönlichkeit steckt, die ich so gebaut habe, in die ich Zeit und Energie investiert habe: Diese Autos mag ich am liebsten.
Porsche 911 RSR Hot Rod Outlaw
© Tom Horna
Einfach gesagt, sind mir hohe Laufleistungen und ein schlechter Zustand lieber, wenn ich selbst daran arbeiten kann, als eine Standuhr mit wenigen Kilometern in der Garage. Autos mit hoher Laufleistung erzählen eine Geschichte, haben Orte gesehen und stecken für den Besitzer voller Erinnerungen. Deshalb sind mir die Porsche, mit denen ich am meisten fahre, am liebsten. Wie gesagt, in erster Linie bin ich Fahrer, und die tollsten Erfahrungen sind die, welche ich auf der Rennstrecke oder beim Fahren in den Alpen sammle. Ich bin auf ganz verschiedenen Wegen zu meinen Autos gekommen: durch Freunde, durch Auktionen, durch Internet-Foren. Ich genieße es, Autos zu finden, habe aber keine Liste mit Fahrzeugen, die ich haben muss. Meist habe ich nur eine ungefähre Vorstellung davon, was es sein soll. Normalerweise schaue ich mich um, und wenn das richtige Auto auftaucht, spricht es zu mir. Meine oberste Priorität ist der Preis. Es kann ein komplett verrostetes Auto, an dem alles gemacht werden muss, oder ein etwas besser erhaltenes sein. In der Regel schnappe ich mir ein Blatt Papier und liste auf, was alles zu tun sein wird, was es kosten wird und, vor allem, wozu ich das Auto benutzen will – das entscheidet, wie ich es umbauen werde.
Oberstes Ziel ist Vielseitigkeit: etwas zu finden, das eine neue Herausforderung darstellt. Ich habe beispielsweise einen Outlaw im 934-Stil in Planung, der mich mit seinem explosiven Turbo-Charakter auf die Rennstrecke begleiten soll. Für die Restaurierung habe ich verschiedene Leute für unter.schiedliche Arbeiten. Der erste Schritt ist immer, zu entscheiden, wofür das Auto gut sein soll. Danach weiß ich, ob das Interieur gestrippt werden muss, wie stark der Motor und wie das Fahrwerk sein soll. Mit jedem Auto, das ich restauriere, mache ich andere Erfahrungen.
Porsche 911 RSR Hot Rod Outlaw
© Tom Horna
Mein 993 Carrera RS war beispielsweise mechanisch sehr gut, sah aber schlimm aus, weil er sein ganzes bisheriges Leben auf der Piste verbracht hatte. Dem Besitzer war die Leistung wichtiger als das Aussehen. Ich wollte den Wagen original haben, also haben wir ihn auseinandergenommen und komplett gemacht. Es ist einer von nur sechs gebauten RS in diesem Gelbton, folglich brauchte er eine einfühlsame und originalgetreue Restaurierung. Andererseits habe ich auch einen 911 Carrera 4 von 1990, den ich zehn Jahre lang gefahren habe. Es ist kein seltenes Modell, also habe ich ihn völlig umgebaut, mit einem 3,8-Liter-Motor und einem erleichterten Interieur versehen.

Andere Marken als Porsche? Ich habe schon Autos anderer Marken besessen, einige alte Ferrari und amerikanische Muscle-Cars waren dabei, aber das war nichts von Dauer. Porsche sind einzigartig, weil sie alles können. Sie sind schnell auf der Piste, auf Nebenstraßen und Bergpässen. Sie sind zuverlässig und haben genug Platz für Gepäck. Am Ende komme ich immer zu Porsche zurück. Kein anderes Auto kann und liefert so viel von allem.

Zu meiner Sammlung gehören momentan elf Autos, ein VW und zehn Porsche.

  • VW Käfer, 1955: Der Ovali stammt aus Kalifornien und ist ein sogenannter „Resto Cal“. Das bedeutet, dass ein Zwei-Liter-Motor, stärkere Bremsen und ein kürzer übersetztes Getriebe verbaut sind.
  • © Tom Horna
    Porsche 356 Super 90, 1963:
    Den Wagen habe ich bei einer Auktion in Italien gekauft. Ich war nicht der Bieter mit dem höchsten Gebot, aber als der Käufer nicht bezahlen konnte, kam ich an die Reihe. Der 356 ist mechanisch in Ordnung und in gutem Zustand, aber mein Plan ist es, daraus einen Outlaw zu machen.
  • 911 T, 1973: Ein Freund machte mich darauf aufmerksam. Ich fuhr hin und habe den Wagen noch am gleichen Tag gekauft. Der 911 T ist vermutlich einer der allerletzten rechtsgelenkten Elfer von 1973 im Land. Das Fahrwerk ist härter als ab Werk, die Bremse kommt vom Carrera 3.2, der Motor ist auf 911 E umgebaut und das ganze Auto wurde in der Originalfarbe neu lackiert.
  • 911 RSR Hot Rod, 1973: Eigentlich ein 911 von 1980, umgebaut zum RSR Hot Rod. Der Motor ist ein sehr drehmomentstarker 3,5-Liter mit mechanischer Einspritzung und 320 PS, sehr schnell und genau das Richtige, um damit Alpenpässe hochzujagen.
  • 911 RSR Hot Rod, 1974: Er war mal ein Modell von 1985 und ist heute ein absolutes Tier, perfekt für die Rennstrecke: 3,5-Liter-Motor mit 350 PS, Karosserie aus GFK, kein Interieur, Plastikscheiben, Gewicht unter 1000 Kilogramm.
  • 911 Turbo, 1989: Das Auto sieht serienmäßig aus, hat aber einen optimierten Motor mit schärferen Nockenwellen, größerem Lader, Andial-Ladeluftkühler und Borla-Auspuff. Da geht es nur um Turbo-Boost, viel explosiv eintretende Kraft.
  • 911 Carrera 4, 1990: Motor kaputt, Getriebe leckt, Rost überall, Innenraum verlebt, 350.000 Meilen auf der Uhr – der perfekte Kandidat für einen baldigen Umbau zum Outlaw. Ich habe schon ein kurz übersetztes 993-Getriebe dafür im Regal liegen.
  • 911 Carrera Hot Rod, 1990: Mein Lieblingsauto, „Black Betty“ genannt. Sie wurde am stärksten modifiziert, aber die Änderungen lassen sich gar nicht alle aufzählen. Das Herzstück ist der 350-PS-Motor mit 3,8 Litern Hubraum. Dazu kommen umfangreiche Änderungen am Fahrwerk und an der Bremsanlage.
  • 911 Jubi, 1993: Ein seltenes Auto, eines von zwölf Jubi-Modellen in Großbritannien in Polar Silber. Das Fahrwerk habe ich modifiziert, zugunsten des Komforts die Innenausstattung jedoch unverändert gelassen. All das lässt sich einfach zurückbauen, wie es sich für ein so seltenes Auto gehört.
  • 911 Carrera RS, 1993: Mein originalgetreu restaurierter 964 RS.
  • 911 Turbo 3.6, 1993: Absolut original und serienmäßig, eindeutig das beste Auto in meiner Sammlung.

Diesen Artikel mit weiteren Fotos finden Sie in Ausgabe 2-2018.

Lesen Sie hier einen weiteren Teil aus der Serie Porsche-Fans weltweit!

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