Porsche fehlten 1969 in Le Mans zwei Sekunden

Duell in der Familie

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Le Mans 66 war der Film für Rennfans im vergangenen Jahr. Doch wir finden: Porsches Auftritte 1969 und 1970 beim Langstreckenrennen bieten einen ebenbürtigen Stoff für großes Kino. Dieses Jahr kann Porsche das 50. Jubiläum seines ersten Gesamtsieges in Le Mans feiern. Wir schauen in diesem Jahr auf herausragende Momente der Renngeschichte von Porsche zurück.
Porsche Le Mans 1969
© Porsche
Hans Herrmann und Gérard Larrousse auf einem 908 LH Coupé in Le Mans 1969.

Am Ende fehlten Hans Herrmann in seinem Porsche 908 ganze 120 Meter zum Sieg. 120 Meter, die alles auf den Kopf gestellt hätten, was Porsche 1969 in Le Mans eigentlich vorhatte: Der neu entwickelte 917 sollte bei seinem ersten Einsatz endlich den ersten Gesamtsieg bringen, nicht ein 908. Kein Drehbuchautor hätte es besser aufschreiben können. Das Rennen 1969 bot nicht nur das spannendste Finale der Geschichte von Le Mans. Es gab noch eine menschliche Seite, die bis heute kaum bekannt ist: Am Ende unterlag Herrmann dem Belgier Jackie Ickx einem Ford GT 40, der vom Team seines Schwager John Willment eingesetzt wurde.

© Porsche

John Willment bildete neben der Mineralölfirma Gulf einen der Finanziers des Rennstalls von John Wyer. Schon 1968 hatte das Team einen Gesamtsieg für Ford in Le Mans eingefahren. Willment war nicht nur ein wohlhabender Ford-Händler aus England, er besaß auch eine florierende Baufirma. Eine Schwester der Frau von Hans Herrmann hatte den Engländer geheiratet. Ein Einsatz von Herrmann in Le Mans 1969 wäre also durchaus denkbar gewesen. Er schreibt in seiner Biografie, dass seine Frau Magdalena den Porsche für sicherer gehalten habe, wenn man in jenen Jahren überhaupt von so etwas wie Sicherheit im Rennsport sprechen wollte.

Hans Herrmann hat in einem Interview das Le-Mans-Rennen 1969 als das vielleicht größte Rennen in seiner Kariere bezeichnet, auch wenn er nicht gewonnen hat. Rund eineinhalb Stunden lieferten sich er und Jackie Ickx im GT 40 ein Duell, bei dem der Porsche 908 auf den Geraden davon zog, in den Kurven vom Ford wieder überholt wurde. Das passierte zwei bis dreimal pro Runde. Herrmann kämpfte gegen Rennende zudem mit abbauenden Bremsen, ein Wechsel der Beläge hätte die Chance auf Platz 1 gekostet. Und Jackie Ickx hätte eine provokante Aktion am Start fast den Sieg gekostet.

Ein Rennfahrer, der seiner Marke treu bleibt, obwohl der Schwager ein erfolgreiches Team leitet – und dafür ein Jahr später mit einem Erfolg belohnt wird, das ihn zu einer der wichtigsten Männer in der Geschichte der Firma Porsche machen sollte – dem ersten Gesamtsieg für Porsche in Le Mans auf einem 917. Und gleichzeitig gewann er 1970 auch noch gegen das Team von John Willment. Nachdem Ford sein Rennprogramm nach vier Gesamtsiegen in Folge 1969 beendet hatte, setzten Wyer und Willment 1970 nun zwei Porsche 917 ein, es kam ein Jahr später also zu einer Neuauflage des Duells, wenn auch unter anderen Vorzeichen.

Le Mans 1969 - Erster Auftritt für den Porsche 917

Porsche Le Mans 1969
© Porsche

Der Porsche 917 erwies sich als schwer beherrschbares Monster, dessen Überlegenheit in dem Jahr erst durchblitzte. Die Aerodynamik war unausgereift, der Wagen fuhr sich sehr nervös und ließ es an Bodenhaftung fehlen. Porsche kam mit drei Wagen in einer Langheckversion nach Frankreich. Diese Ausführung sollte den Fahrzeugen eine hohe Endgeschwindigkeit auf der Hunaudières-Geraden ermöglichen. Sie erreichten im Training annähernd 400 km/h.

Doch der Auftritt in Le Mans geriet zum Desaster. Porsche hatte zwei Werkswagen mit der Fahrerpaarung Vic Elford/Richard Attwood sowie Rolf Stommelen/Kurt Ahrens am Start. Ein Fahrzeug hatte man an den britischen Privatfahrer John Woolfe verkauft. Gleich in der ersten Runde verunglückte Woolfe auf seinem Porsche 917 tödlich. Er wurde aus dem Auto geschleudert, weil er sich nach dem Start nicht angeschnallt hatte, um Zeit zu gewinnen. Nach einer Stunde Renndauer bekam der erste 917 Probleme: Eine Dichtung ließ Öl durch, man musste bei jedem Stopp mehrere Liter nachfüllen. Drei Stunden vor Rennende schied er mit Kupplungsschaden aus. Der zweite Werks-Porsche 917 musste bereits nach zweieinhalb Stunden mit Getriebeproblemen aufgeben.

Der letzte Einsatz für den Ford GT40

Porsche Le Mans 1969
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Hans Herrmann und Gérard Larrousse auf einem 908 LH Coupé in Le Mans 1969.

1962 ging Ford seine Rückkehr in den internationalen Rennsport an und nahm das Ziel, einen Gesamtsieg in Le Mans, in Angriff. Wie die Verhandlungen scheiterten, dazu Ferrari zu kaufen, wird im Film Le Mans 66 plastisch erzählt. Letzten Endes blieb der Übernahmeversuch ohne Erfolg, weil Enzo Ferrari weiter sein Rennteam leiten wollte, was wiederum Ford nicht akzeptierte. So entwickelte man einen eigenen Wagen, um Ferrari zu schlagen. Die Teilnahmen 1964 und 1965 mit dem Ford GT40 in Le Mans brachten nicht den erhofften Erfolg, doch von 1966 bis 1969 fuhren die Wagen jedes Mal auf den ersten Platz. 1969 war er dem 917 zwar nicht mehr gewachsen, galt aber als ausgereiftes Fahrzeug. Und das bringt auf der Langstrecke den Erfolg.

Der letzte Le-Mans-Start

Jacky Ickx lief nicht wie alle anderen Rennfahrer beim Start zum Auto und sprang hinein. Er schritt zügig über die Rennstrecke und schnallte sich in Ruhe an – anders als viele Rennfahrerkollegen. John Woolfe war nicht angeschnallt gewesen, stellte sich nach seinem tödlichen Unfall im 917 in der ersten Runde heraus. Ickx hätte diese Aktion fast den Sieg gekostet – John Woolfe hätte sie das Leben retten können. Ab 1970 starteten die Rennwagen mit den Fahrern im Auto sitzend, die natürlich angeschnallt waren.

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