Porsche Museum feiert den 914

Sonderschau zum 50-Jährigen

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Was heute der Boxster ist, sollten einst die Modelle VW-Porsche 914 und Porsche 914/6 sein: Günstige Einstiegsmodelle in die Welt der Sportwagen. Vor 50 Jahren wurden sie vorgestellt, das Porsche-Museum feiert dies mit einer Sonderausstellung. Die Geschichte der Entstehung dieses Autos ist ungewöhnlich – und etwas kompliziert zugleich. Die Exponate im Museum zeigen vor allem das technische Potenzial dieser Konstruktion, die durchaus dazu in der Lage gewesen wäre, dem Porsche 911 näher zu kommen, als er es dann am Markt schaffte.

© Porsche
Ferry Porsche und der damalige VW-Chef Heinrich Nordhoff hatten Mitte der 1960er-Jahre vereinbart, gemeinsam einen Sportwagen zu bauen, der bei Volkswagen die Nachfolge des großen Karmann Ghia Typ 34 antreten sollte. Bei Porsche hoffte man, in dem Wagen einen geeigneten Nachfolge für den 912 gefunden zu haben, der mit dem Vierzylinder-Motor des Vorgängers 356 ausgerüstet war und damit nicht mehr zeitgemäß wirkte, auch von den Fahrleistungen her, die Ende der 1960er-Jahre bereits von sportlichen Mittelklasse-Limousinen überboten wurden.
Doch nachdem Heinrich Nordhoff im April 1968 starb, wollte sein Nachfolger Kurt Lotz die einst nur mündlich getroffene Vereinbarung zur Kostenaufteilung – Porsche sollte im Gegenzug für die Entwicklungsarbeit mit günstigen Karosserien belohnt werden – nicht anerkennen. Am Ende kam es zur Gründung einer gemeinsamen Vertriebsgesellschaft in Ludwigsburg.
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Porsche 914/4 (links) und 914/6 bei der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt 1969.
Der Wagen hatte von Beginn an mit einigen Image-Problemen zu kämpfen, man nannte ihn Volksporsche, und irgendwie stand er etwas verloren positioniert zwischen den beiden Unternehmen da. Mit dem zu Beginn an offerierten 80-PS-Vierzylinder mit 1,7 Liter Hubraum von VW wirkte und klang er nicht wie ein Sportwagen, mit dem 110 PS-Sechszylinder-Boxer aus dem 911 T war er zu teuer, der auf 125 PS erstarkte 911 T Targa war nur rund 15 Prozent teurer.
Die Wagen wurden bei Karmann in Osnabrück gefertigt, beim 914 wurde Volkswagen als Hersteller eingetragen, der 914/6 in Zuffenhausen komplettiert und hatte Porsche als Hersteller im Fahrzeugbrief stehen. Insgesamt verkaufte sich der Wagen aber nicht schlecht. Zwischen 1969 und 1976 entstanden fast 116.000 VW-Porsche 914. Mit 11.955 Mark war er vom Preis her auch attraktiv. Anders sah das beim 914/6 aus. Er kostete mit 19.980 Mark deutlich mehr. Hier waren es nur 3338 Exemplare, davon wurden die meisten im ersten Modelljahr verkauft, knapp 2700. Danach brachen die Verkaufszahlen ein, so dass der Wagen nach drei Jahren Herstellungsdauer aus dem Programm genommen wurde. Ein neuer 100 PS-Vierzylinderboxer von VW ersetzte ihn – und damit war der 914 fast genauso agil. Aus Porschesicht hatte er damit das Ziel verfehlt, das er erreichen sollte. Die meisten Fahrzeuge wurden übrigens in die Vereinigten Staaten exportiert, wo der 914 als reiner Porsche ohne den VW-Namenszusatz vermarktet wurde.
In der fünfwöchigen Sonderschau, die am 2. Juni mit dem "Typisch Porsche Tag" startet, zu dem alle Fans des legendären Zweisitzers eingeladen sind, wird gezeigt, dass vor allem der 914/6 unter Wert geschlagen wurde. Bereits jetzt haben sich mehr als 120 Besitzerinnen und Besitzer von privaten 914-Modellen, darunter auch Mitglieder der Clubszene, angekündigt. Am "Typisch Porsche Tag" ist der Eintritt frei.

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Neben einer Reihe von Sonderaktionen finden an diesem Tag auch Expertenrunden zum 914 statt: Der ehemalige Entwicklungs- und Renningenieur Roland Kussmaul blickt zusammen mit dem ehemaligen Fahrwerksentwickler und Rennfahrer Hans Clausecker, dem Ingenieur und Rennfahrer Günter Steckkönig (Porträt in Ausgabe 2-2014) sowie dem Autor Jürgen Lewandowski auf die Geschichte des Porsche 914 zurück. Anthony Hatter, Leiter Design Qualität Style Porsche, geht mit dem ehemaligen Porsche-Entwicklungsingenieur Jürgen Kapfer und dem Produktentwickler für Rennfahrzeuge, Hermann-Josef Steinmetz, der Frage nach, wo die Wurzeln des Mittelmotorkonzeptes bei Porsche liegen, wie seine Zukunft aussieht.

Wie vielfältig der 914 ist und welchen Kreationen er als Basis diente, zeigen die zwölf Exponate der Sonderausstellung. Dort sind nicht nur die Serienmodelle 914/4 mit VW-Vierzylindermotor und 914/6 mit Porsche-Sechszylinder zu sehen. Auch der erste jemals gebaute 914 und einer der beiden Porsche-Prototypen mit Achtzylinder-Rennmotor werden gezeigt. Ebenso wird der 914/6 GT ausgestellt sein. Das erste Safety Car der Welt – versehen mit neuen Sicherheitssystemen und einer modernen Feuerlöschanlage – wurde 1972 der Obersten Nationalen Sportbehörde (ONS) zur Verfügung gestellt. Aus privater Hand stammt ein Umbauprojekt mit 350 PS starkem V8-Motor aus einem 928 GTS sowie ein 916. Der VW-Porsche inspirierte darüber hinaus den berühmten Auto-Designer Albrecht Graf von Goertz und den französischen Karossier Heuliez zu eigenen 914-Sportwagen-Kreationen, die ebenfalls zu sehen sein werden in der Sonderschau.

Ein Dreifachsieg beim Marathon de la Route 1970 auf dem Nürburgring wurde zum größten Erfolg der 914-Werkswagen von Porsche. Viele Siege gehen außerdem auf den Kundensport zurück. Die Sechszylinderversion startet in den USA erfolgreich in verschiedenen Rennserien und fährt mehrere Klassensiege ein. In Europa gewinnt 1970 ein 914/6 GT vom Team Sonauto die GT-Klasse in Le Mans.

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Das VW-Triebwerk war der erste Serien-Einspritzmotor der Marke. Aus 1,7 Litern Hubraum entwickelte der Vierzylinder 80 PS bei nur 4.900/min. Damit sprintete der 914 in 13 Sekunden auf Tempo 100 und erreichte 177 km/h. Der Porsche-Sechszylinder stammte dagegen aus dem 911 T und war mit obenliegenden Nockenwellen, Dreifachvergasern und Hochleistungs-Kondensatorzündung als Sportmotor ausgelegt. Der Zweiliter-Boxer kam auf 110 PS bei 5.800/min und war damit nicht nur wesentlich stärker, sondern auch drehfreudiger als der VW-Motor. Mit einem Trockengewicht von 900 Kilogramm und 940 Kilogramm beim Sechszylinder-Modell verfügte der 914 über ein vorteilhaftes Leistungsgewicht.

Porsche zeigt auch zwei legendäre Sonderanfertigungen: Die 914 S mit acht Zylindern. Vor der Hinterachse saß hier der drei Liter große Boxermotor aus dem Porsche 908 Rennwagen, der in den 1970er Jahren die Rennstrecken dominierte. Das Triebwerk des ersten Wagens kam dank Einspritzung auf rund 300 PS und ging als Versuchsfahrzeug an den damaligen Entwicklungschef Ferdinand Piëch. Im zweiten Fahrzeug leistete der Achtzylinder mit Vergasern 260 PS. Es war ein für den Straßenverkehr zugelassenes Geburtstagsgeschenk zum Sechzigsten von Ferry Porsche. Beide 914 S erreichten rund 250 km/h Spitzengeschwindigkeit. Die beiden Sonderanfertigungen lieferten die konstruktive Basis für eine Kleinserie hochmotorisierter 914 im Jahr 1971. Elf Fahrzeuge waren mit Sechszylindermotoren aus den damals stärksten aktuellen Modellen 911 S und Carrera 911 RS mit 190 PS und 210 PS bestückt und für motorsportliche Einsätze optimiert. Sie trugen die Bezeichnung 916.

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