Porsche Heritage Design Edition

Liebe zum Detail von Laura Kukuk

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Ingenieurin Laura Kukuk ist als Sportwagen-Sachverständige und Oldtimer-Expertin weltweit gefragt. Jetzt hat die 27-Jährige die historischen Bezüge der 911 Targa 4S Heritage Design Edition unter die Lupe genommen.
Laura Kukuk Porsche 911 Targa 4S Heritage Design Edition 12

Manchmal sagen Blicke mehr als tausend Worte. Wer mit der neuen Targa 4S Heritage Design Edition auf den Straßen unterwegs ist, wird wissen, wovon ich spreche. Die Menschen begegnen einem mit Vertrautheit und Freude, gepaart mit einem Funken Erstaunen: „Was ist das denn?“ Verständlich, denn viele Designelemente erinnern an die puristischen 550- und die frühen 356-Modelle, sowie die ersten Targa der frühen 60er-Jahre. Doch sprechen wir von einem hochmodernen Porsche 911 im heutigen Zeitalter.

Als Sachverständige und Oldtimer-Expertin habe ich das große Glück tagtäglich ganz besondere Fahrzeuge untersuchen und testen zu dürfen. Der Fokus meiner Arbeit liegt neben den technischen Aspekten ebenso auf der Überprüfung vieler kleinen Details auf ihre Originalität. Hinzu kommt eine umfangreiche Historien-Recherche, denn erst die Geschichte erweckt ein Fahrzeug zum Leben. Die Liebe zum Detail versteht sich daher als selbstverständlich und genau hier möchte ich einsteigen – im Detail.

Um nun die besonderen Elemente der Heritage Design Edition unter die Lupe zu nehmen, habe ich ein frühes Targa Modell von 1971 mit 2.2 Liter-Motor und Schwarz/Schwarz-Pepita-Sitzen als Referenz hinzugezogen. Stehen beide Fahrzeuge nebeneinander, so fallen viele Parallelen auf. Eines der markantesten Merkmale sind die Felgen. Auf dem einen: die traditionelle Fuchs-Felge, das erste geschmiedete Aluminiumrad der Welt. Auf dem anderen: die moderne Interpretation dieser berühmten Felge, welche nun ins 21. Jahrhundert übertragen wird.

Meinerzhagen ist nicht weit von unserem Ingenieurbüro Kukuk, entfernt und so führen wir eine besondere Beziehung zur Schmiede von Otto Fuchs. Durch Innovation und geschicktem Handwerk hat Otto Fuchs es geschafft eine neue Form der Felgenherstellung, das Schmieden einer Aluminium-Legierung aus einem Stück, zu etablieren. Große Gewichtsreduktionen waren das Resultat. Schon als Sechsjährige hatte ich die berühmte Fuchs-Felge immer mit dem Porsche 911 in Verbindung gebracht und war irritiert, wenn ein Porsche andere Räder montiert hatte. Bis heute ist das Flügelrad-Design weltweit als die “Fuchs- Felge”, bekannt.

Für die Heritage Design Edition wurde das Flügelrad in Kleeblatt-Form wiederaufgenommen und neu interpretiert. Sowohl die schwarzen Hochglanz Elemente wie auch die blanken Aluminiumflanken lassen die Assoziation zu. Um es besonders klassisch zu halten sind die Bremssättel schwarz lackiert. Sie treten somit unauffällig in den Hintergrund. Die Radnabe wird von dem traditionellen Porsche-Logo von 1963 geziert. Tipp: Die klassische Fuchs-Felge kann man bis heute bei Porsche Classic erwerben.

Als Ingenieurin bin ich insbesondere von der Konstruktion des Targa-Dachs schlichtweg beeindruckt. Nein, jetzt rede ich nicht von dem historischen Targa-Bügel mit kleinem, händisch abnehmbarem Dach und dem Softwindow zum Einklappen, das damals ein Meilenstein war. Es ist wahre Ingenieurskunst einen Mechanismus zu entwickeln, der die 13 Kilo schwere Heckscheibe nach hinten öffnet, sie geschmeidig über den Targa-Bügel hebt, elegant verstaut – und das alles in gerade einmal 15 Sekunden.

Zurück auf dem Fahrersitz ist man umgeben von einer Bi-Colour Innenausstattung, Sitzflächen und Türinnenverkleidungen aus Kord, perforiertem Leder im Dachhimmel sowie den A-Säulen und den Armaturen aus Lederverkleidung. Ein optischer Hingucker ist auch das historische Porsche-Wappen, das sich sowohl auf dem Lenkrad, den Kopfstützen sowie der mittleren Armlehne wiederfindet.

Ein weiteres Detail, das ich unbedingt betonen möchte: Der bei Porsche traditionell analoge Drehzahlmesser, ebenfalls eine Anlehnung an die frühen Modelle, zeigt sich, zusammen mit der Stoppuhr, mit den typischen grünen Ziffern der 50er-Jahre. Wenn das mal keine Liebe fürs Detail ist. Die Außenlackierung in Cherry-Metallic ist perfekt mit der Bi-Colour Innenausstattung abgestimmt und harmonisiert mit dem Kordsamt der Sitze und Türinnenverkleidungen.

Verschiedene Zierelemente sind zu entdecken, wie die „Heritage“ Plakette auf dem Motorgrill, welche an die frühen Porsche 356-Eigner nach erfolgreicher Absolvierung der ersten 100.000 Kilometer ausgehändigt wurde, sowie der traditionelle, goldene Targa-Schriftzug am Heck. Ein besonderes Highlight sind die Speere, angebracht auf beiden vorderen CFK-Kotflügeln. Diese Art der Lackierung beziehungsweise Folierung wurde in dem frühen Zeitalter des Motorsports verwendet. Die lang gezogenen „Wimpern“ wurden in Werks- oder Landesfarbe gewählt, damit die Teams ihre Fahrzeuge auf der Rennstrecke schon von weitem identifizieren konnten.

Noch vor dem Einstieg fällt mir ein Element am oberen Ende des Windschutzscheibenrahmens auf. Durch die Aerodynamiker wurde eine Art Spoiler (Abrisskante) entworfen, die je nach Luftanströmung und Geschwindigkeit ein- oder ausfährt und für eine verbesserte Windführung in der Fahrerkabine sorgt. Das erinnert mich daran, wie in den frühen Tagen des Targa die Besitzer die Fenster leicht geöffnet haben, um das Trommelgeräusch zu reduzieren.

Ich starte zu einer Runde um den Chiemsee – näher werden wir der Targa Florio wohl nicht kommen. An dieser Stelle würde ich gerne auf den Namen Targa eingehen, der mich persönlich sehr anspricht. Die Targa Florio, ein Langstreckenrennen auf Sizilien, ist seit meiner Kindheit auf meiner Top-10-Liste der weltweit “must-do”-Fahrveranstaltungen. Ich träume nach wie vor von einer Teilnahme. Harald Wagner, Verkaufsleiter 1965: „Es war ein glücklicher Zufall, dass Targa auf deutsch Schild heißt.“ Diese besondere Verknüpfung zu den fünffachen Siegen zwischen 1956 bis 1965 und die Verbindung zur Sicherheit, rundet für mich diese erfolgreiche Namensgebung ab.

Die Heritage Design Edition schafft es historische Aspekte und Details ideal miteinander zu verbinden und mittels modernster Technologien neu zu interpretieren – ét voila der 992 Targa mit Anlehnung an die 50er- und 60er-Jahre von Porsche ist geboren. Ein großes Erbe, das der 992 geschickt in die Gegenwart trägt. Ein modernes Fahrzeug mit viel Komfort im liebevollem Verbund zu den Gefühlen der frühen ersten Targa.


Fahrzeugtechnik-Ingenieurin Laura Kukuk ist mit Oldtimern groß geworden und heute im renommierten väterlichen Ingenieurbüro Kukuk als Sachverständige für Sport- und Rennwagen sowie als Oldtimerspezialistin tätig. Seit einigen Jahren schreibt sie zu dem als freie Journalistin für verschiedene Online-Magazine.

Text: Ing. Laura Kukuk | Fotos: Niclas von Glahn

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