Karen Lark wollte erst nur über den 911 schreiben

Der große Praxistest

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Karen Lark wollte wissen, wovon sie schreibt. In einer Thrillerparodie sollten die Guten den Bösen schnell davonfahren können. Also näherte sie sich bei der Arbeit an einem Buch dem Thema 911. Bis dahin hatte sie sich mit dem Sportwagen nicht einmal am Rande beschäftigt. Dieser Teil der Geschichte geht gut aus: Heute steht ein 996-Cabrio in ihrer Garage.

© Tobias Kindermann
Ich bin schon immer gerne Auto gefahren. Praktischerweise habe ich einen der wenigen passenden Männer gefunden: Er sitzt lieber auf dem Beifahrersitz und hält zum Glück die Klappe. Ich dagegen bin ein miserabler Beifahrer, ständig muss ich mir auf die Zunge beißen – sonst hagelt es Kommentare wie „Schalt endlich hoch“, „Überhol doch mal, das ist eine Autobahn, keine Landstraße“ und so weiter. Mann kennt das.

Als ich mir vor sechs Jahren mein erstes Auto auf neu kaufte, war das mein Traumauto – ein roter Daihatsu Trevis. Daihatsu – das war Tradition, Trevis ein Aufstieg: Vorher fuhr ich zweimal Cuore. Rot wiederum war auch Tradition. Der Wagen war der dritte in meinem Besitz, und die beiden Cuore-Vorgänger waren rot. Frauenauto – okay. Aber schlicht praktisch – klein, sparsam und trotzdem ein Raumwunder. Gut für viele Tausend Kilometer durch Dick und Dünn, Stadt und Land, Kontinent auf rechts und Großbritannien auf links.

Mit dem Virus infiziert

© Tobias Kindermann
Es ist wohl ziemlich offensichtlich: Ein Kindheits- oder Traum anderer Art war ein Porsche trotz meiner Freude am Autofahren für mich nie. Au contraire. Dennoch bin ich inzwischen mit dem Elfer-Virus infiziert – wovon rede ich, mit mindestens neunhundertelf Viren! Unheilbar fürchte, äh, hoffe, naja, weiß ich ...

Und das kam so. Ich begann wieder einmal, einen Roman zu schreiben, diesmal eine skurrile Thrillerparodie mit dem Titel „Harry Hommers oder Die Welt muss doch zu retten sein“. Darin haben es die drei Hauptfiguren mit einer ganzen Reihe von Bösewichten zu tun, von denen sie mehrfach motorisiert verfolgt werden. Plan A meinerseits war: Sie haben einen VW-Bulli der ersten Generation. Ab Kapitel zwei stand fest: 1.) Die Karre ist viel zu auffallend und 2.) Die Karre ist noch viel mehr als das: zu langsam. Also musste ein schnelleres Auto her. Und weil der Ich-Erzähler ein kleiner Möchtegern-Macho ist, sollte es unbedingt eine typische Angeberkarre sein. So ein Ding, das Otto-Normal-Verbraucher mit notorisch abwertender Geste und letztendlich hundertfach potentiertem Neid betrachtet. Das ich für absolut sozial disqualifizierend ansah. Was also lag näher als ein Neunelfer. (Heute bin ich Thomas Magnum dankbar, der mich beizeiten davon überzeugte, dass ein Ferrari sozial absolut kompatibel ist.)

Annäherung an die göttliche Zahl

© Tobias Kindermann
Es gab allerdings ein Problem: Ich hatte noch nie in einem 911 gesessen, geschweige denn einen gefahren. Nicht mal sondierend in einen reingeguckt. Wie sollte ich das alles glaubwürdig beschreiben? Ich muss gar gestehen, dass für mich der Elfer schlicht ein Porsche war – und obwohl ich schon durchaus im Laufe der Zeit die unterschiedlichen Modelle registriert hatte, war mir der Begriff „Elfer“ und die göttliche Zahl absolut nicht geläufig.

Zum Glück gibt es das Internet, und so machte ich mich an die Recherche. Ich googlete alles Mögliche. Von: Wie schnell ist so ein Elfer? Wieviel PS hat er? Bis zu: Wie macht man das Dach auf? Wie beengt sitzt man im Fond? (Ich fand schnell heraus: Eng genug für einen richtig guten Running-Gag. Später fand ich im Selbstversuch heraus: Bei Elfer-Notsitz-Verbannten wird der Running-Gag zum Running-Mad).

Die Entdeckung der Eleganz

Dabei betrachtete ich gefühlte 99.111 Photos und irgendwann ging mir trotz des rein forschenden Blicks auf, was für ein schickes Auto so ein Elfer ist. Wunderschön. Elegante Silhouette, wohlproportioniert, keine obszön lange Frontpartie, eine perfekt abfallende Kruppe ohne hinterherschwabbelnde Polster oder Wülste. Nicht zu breit, nicht zu bullig. Nicht billig protzig. Schlicht und ergreifend elegant. Ästhetik, wie sie im Buche steht.

Ach ja. Ein Cabrio wollte ich nie, ich habe ein Phobie vor dem Reinregnen in Wohnungen und fand Sonnendächer und gar Cabrios deshalb immer furchtbar. Nun musste es allerdings ein Cabrio sein, weil das in meinem Roman natürlich besonders lustig rüberkam – wenn die Helden sich im letzten Moment einer möglichen Flucht über die Flanke des Wagens auf Beifahrersitz oder in den Fond (aua!) warfen ... Frau hat schließlich alle James-Bond-Filme geguckt!

Suche nach dem Traumwagen

Es waren circa 42 Tage, bis in mir ein Wunschtraum entstand, den andere in meinem damaligen Alter bereits 42 Jahre lang oder durchaus länger hegten (naja, gut, ich war da gerade mal zarte 44): So ein Auto musste ich haben. Ein Kassensturz war nötig, immer der Blick auf die Angebote ... Und fünf Monate später war es soweit. Ich fand „meinen“ Elfer. Hals über Kopf und auch nicht mit viel Verstand ... Ich wollte einen 996 (mit derlei und anderen Zahlen kannte ich mich inzwischen bestens aus), nicht weil die Baureihe am günstigsten war, sondern weil sie mir optisch (ich steh dazu) am besten gefiel, was sich als ganz praktisch, weil traumerfüllungsbeschleunigend erwies. Aus meiner Unerfahrenheit und weil ich niemanden mit Porsche-Kenntnissen kannte, wollte ich einen Wagen aus dem PZ kaufen.
Eigentlich wollte ich einen schwarzen 996. Naja, der schwarze, den ich wollte, war grade verkauft ... Also guckte ich spontan weiter – und da bin ich mal typisch Frau, spontan und unüberlegt und spontan (sagte ich das schon???). Es wurde ein blauer. Soviel zum letzten Traditionsbruch. Ozeanblaumetallic, Cabrio. Klar. Mit knapp Hunderttausend km.

Beziehung mit Hindernissen

© Tobias Kindermann
Wir haben was hinter uns. Bei mir waren es seit dem Zusammenkommen zwei Augen-OPs, deshalb musste ich fast fünf Monate aussetzen, bei ihm waren es dann – motorrevisionsmäßig (soviel zu: Ich kauf beim PZ) – zweieinhalb ... Wir haben es trotz der verlorenen sieben Monate in unseren gemeinsamen knapp zweieinhalb Jahren auf gute 55 Tausend km gebracht.

Mal ehrlich – mir scheint, Jungs sind da meist nur halb mit dem Herzen und so dabei. Und lassen die armen Autochens monatelang unbeachtet in irgendwelchen Garagen leiden. Also – mein Elfer hat das ganze Jahr artgerechten Auslauf. Mag sein, dass da mal rostfrei nicht so ist, aber dafür ist immer Bewegung drin. Das Leben ist zu kurz für Pausen. Und ich fahre ihn IMMER. Er ist mein einziges Auto und ein anderes würde ich auch gar nicht mehr wollen. Vielleicht ist wenigstens das feminin?

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