Alltagstest Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo

Sportlicher Reisen geht nicht

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Der Name ist lang, der Wagen auch. Und schön! Eine Seitenlinie, die begeistert. Aber wie fährt sich so viel Porsche? Im Alltag. Und kann man mit 680 PS wirklich sparsam unterwegs sein? Wir haben es getestet ...
Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo
© Jan Weiden

Der Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo übertrifft vieles:
Mit 47 Zeichen vermutlich die meisten oder sogar alle anderen Fahrzeugbezeichnungen.
Mit 5.049 mm Länge selbst gestandene Kombis (E-Klasse T-Modell um 116mm) und SUVs (BMW X5 um 127mm).
Mit 680 PS rassige Sportwagen wie den Ferrari Portofino (um 80PS).
Mit einem Grundpreis von 193.191 Euro allerdings auch Einfamilienhäuser.

Doch im Vergleich zu seinem Aussehen und den Fahrleistungen sind diese Zahlen nur eines: Langweilig.

© Jan Weiden

Die schiere Größe fällt auf, aber nicht negativ. Der Panamera trägt unverkennbar eine Porsche-Linie, die Silhouette erinnert an die Sportwagen – und ist in unseren Augen einfach nur gelungen. Das Heck ist stimmig: der kleine Spoiler, die darunter abfallende Heckklappe, die bullige Breite – während unseres Tests haben wir uns immer mehr in dieses Dickschiff verliebt. Das schafft kein Kombi!
Und trotzdem sei erwähnt, dass die gut 3.000 Euro Aufpreis ein Gepäckraumvolumen von 425 Litern mit sich bringen. Das ringt jedem Kombi-Fahrer nur ein müdes Lächeln ab. Und er fährt im Kofferraum in der Regel keine monströse Tasche mit Ladekabeln für den E-Antrieb spazieren.

Laderaum stand sicherlich nicht ganz oben im Lastenheft des Panamera Sport Turismo. Dafür Performance, Traktion, Straßenlage und dergleichen.

Felge Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo
© Steffen Wagner
Die 21-Zoll 911 Turbo Design Räder stehen ihm ausgezeichnet.
Als Vergleichsfahrzeuge könnten wohl am ehesten noch ein Ferrari GTC4 Lusso und ein Aston Martin Rapide herangezogen werden. Haben wir auf unseren Testfahrten im Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo jedoch beide nicht getroffen.
Im Zuffenhausener Reisesportwagen ist Platz für vier Personen (in unserem Fall in vier Einzelsitzen), die auch mehr Gepäck als nur für’s Wochenende mitnehmen können. Und sportlicher aber zugleich bequemer sind sie selten gereist. Es ist zu warm unter den Oberschenkeln? Wir schalten die Sitzlüftung an. Es zwickt im Rücken? Die Investition von über 4.000 Euro in die beiden vorderen Sitze ermöglicht gleich fünf unterschiedliche Massagevarianten ...
Währenddessen wandert der Blick über die Cockpitlandschaft und sieht viel bekanntes wie den großen Touchscreen und die Mittelkonsole. Die Schalteranzahl ist Geschmacksache, wir fanden die Mischung gelungen: Es ist nicht alles in den Menüs des Touchscreens versteckt, sondern lässt sich auch über die Tasten der Konsole anwählen. Geschmack ist sicherlich auch die Black-Panel-Technologie der Mittelkosole: Bei ausgeschalteter Zündung sieht man einfach schwarz – erst nach dem Start werden die Aufschriften sichtbar und es gibt einen Druckpunkt mit wunderbarem Feedback. Da geht dem Haptik-Fan das Herz auf.
Nur ob das alles während der Fahrt einwandfrei zu bedienen ist? Unsere Testfahrten haben jedenfalls nicht ausgereicht die gängigsten Funktionen zu verinnerlichen. Als wahre Herausforderung stellte sich der Tempomat mit seinen verschiedenen Programmen inkl. Abstandhalter mit nach Wunsch zu variierender Distanz heraus. Aber bis zur ersten Urlaubsreise hat man ihn vielleicht durchschaut und verstanden. Und wenn die Entwickler sich noch Raum zur Verbesserung lassen wollten: Bei der intuitiven Bedienung ist es ihnen gelungen.

Panamera Sport Turismo Innenraum
© Steffen Wagner

Uneingeschränkte Begeisterung löst hingegen die komplette Verarbeitung aus. Hier findet man selbst mit der Lupe keinen Makel. Für fast 200.000 (!) Euro darf man das allerdings auch durchaus erwarten.

Das Porsche-typische Kombiinstrument mit fünf Runduhren ist Geschichte und wird ersetzt durch einen analogen Drehzahlmesser (weiterhin mittig), eingerahmt von zwei Bildschirmen. Diese können komplett nach Wunsch eingestellt werden: Neben den klassischen Runduhren sind Navigations- und Assistenzanzeigen möglich, wie bspw. das Bild des Nachtsichtassistenten. Und natürlich der Hybridassistent, der dem gezielten Einsatz des Gasfußes Unterstützung bietet.

Probefahrt im Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo

Man drehe den fest verbauten Zündschlüssel und es passiert – nichts. Jedenfalls nichts hörbares. Denn standardmäßig beginnt die Fahrt im Hybridmodus, in dem nur der 100 kW-Elektromotor des Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo mit seinem 14 kWh-Lithium-Ionen-Akku den Vortrieb übernimmt. Die ersten Meter legen wir also vollelektrisch zurück. Sehr gewöhnungsbedürftig. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Und wer lieber direkt den V6 röhren hören möchte, dreht am Lenkrad das Modirad auf Sport oder Sport Plus.

Wir bleiben erstmal im Hybrid-Betrieb. Die Software wechselt nun völlig selbstständig zwischen den Antriebsmöglichkeiten hin und her – absolut ruckelfrei! Im Hybridmodus lassen sich noch verschiedene Untervarianten auswählen: Hybrid Auto (Hier wechselt und kombiniert der Panamera automatisch die Antriebsquellen. Dieser Modus soll den effizientesten Betrieb ermöglichen.), E-Hold (Ermöglicht das bewusste Halten des aktuellen Ladezustands) und E-Charge (Die Batterie wird durch den Verbrenner geladen; der Benziner generiert dazu eine höhere Leistung, als zum eigentlichen Fahren benötigt wird.).

© Jan Weiden

In der Praxis eingeschränkte E-Reichweite

Natürlich sind die vom Hersteller angegebenen 50km elektrische Reichweite im Alltagsbetrieb eher Wunschdenken. Und die vielen tollen Helferlein lassen die Reichweite schnell sinken. Klimaanlage, Sitzheizung, beheiztes Lenkrad (wer es denn benötigt…), usw.
Ja, man kann schonend fahren. Ja, man kann ständig auf die Verbrauchsanzeige achten und seinen Fahrstil stets anpassen. Aber es macht einfach zu viel Spaß im Panamera flott oder sportlich unterwegs zu sein!
Aber wir müssen zugeben: Zwischendurch ist es äußerst spannend, Benzinsparend zu fahren, seine Voraussicht zu trainieren und die Batterie während der Fahrt aufzuladen. Wir waren überrascht welche Verbrauchswerte möglich sind – bei 2,4 Tonnen Fahrzeuggewicht! Bei optimalem Einsatz (unter Alltagsbedingungen) kann man wohl tatsächlich einen Verbrauch von 4 bis 5 Litern im Stadtverkehr erreichen. Respekt an die Porsche-Ingenieure! Wir haben es im Fahrmodus Hybrid bspw. auf 6,1 Liter geschafft - ohne extremst vorausschauend zu fahren und den Verbrauch ständig im Hinterkopf zu behalten.
Wenn dann noch Strom aus regenerativen Quellen durch die heimische Steckdose fließt, kann man durchaus vom nachhaltigen Pendeln sprechen. In einem Luxus-Reise-Sportwagen. Mit 680 PS. Und 310 km/h Höchstgeschwindigkeit.

© Jan Weiden

Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo überzeugt mit sensationellem Fahrwerk

Aber wir wollen mehr als nur Stadtverkehr. Auf die Autobahn und auf die Landstraße. Ein Elfer fühlt sich auf Letzterer perfekt an – aber ein Panamera? Ja, auch! Das Fahrwerk überzeugt uns zu jeder Zeit vollkommen und begeistert. Wurden über fünf Meter schonmal besser, sportlicher, mit mehr Fahrspaß um die Kurven bewegt? Man vergisst doch tatsächlich das Gewicht, Kurven lassen sich mit einer vorher nicht gedachten Geschwindigkeit völlig sicher nehmen. Seitenneigung? Brauchen wir nicht. Bremsen? Keramik!
Und in der gleichen Liga befindet sich die Dämpfung und der Federungskomfort. Über alles und jeden Stein erhaben. Man spürt die Fahrbahnbeschaffenheit, der Panamera verliert aber dennoch nichts von seiner Ruhe.
Walter Röhrl – wir danken dir! Diese Abstimmung begeistert und sucht in dieser Fahrzeugkategorie mit Sicherheit für lange Zeit ihresgleichen.
An dieser Stelle nochmal kurz zurück zum Verbrauch: Das Fahrwerk auf der Landstraße ausprobieren, Fahrmodus Sport Plus auswählen, den Wagen fliegen lassen und sich vom einstelligen Verbrauch verabschieden. Die 20 ist dann gar kein Problem mehr. Aber dafür hat man auch ein Dauergrinsen im Gesicht ...

Nach so viel Lob, bleibt zum Abschluss eigentlich nur eines: Ab ins nächste Porsche Zentrum und den Traumwagen ordern! Aber … Wer beim Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo auf jedes, wirklich jedes, Kreuz verzichtet, bezahlt trotzdem 193.191 Euro!
Das Budget lässt noch mehr zu? Kein Problem: Bei unserem Testwagen wurde das ganz große Kreuz gemacht (Rear Seat Entertainment, Burmester 3D Surround Sound, Massagefunktion vorn und hinten, Sportabgasanlage, ………..) landet dann auch mal bei 234.418,55 Euro. Hybrid-Förderprämie vom Staat? Leider nein.

Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo
© Steffen Wagner
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