PORSCHE FAHRER
· 06.05.2019
DAS IST ER
Nach dem 911 Carrera T, den Porsche vor einem Jahr als reduzierte Ergänzung der Modellpalette und als verkaufsfördernden Abschluss der 991-Baureihe ins Feld schickte, gehen jetzt Boxster und Cayman als Touring-Version an den Start. Den Ansatz einer basismotorisierten, einfacheren T-Version gab es bereits vor rund 50 Jahren: Zum Modelljahr 1968 kam der erste 911 T auf den Markt. Mit ausgedünnter Ausstattung und schwächstem Motor stand der 130 PS starke 911 T in der Tradition von 356 „Dame“ und 912, den er anschließend ersetzte.Die Ausführung „Touring“ beschrieb wiederum einige Jahre später die besser und komfortabler ausgestattete Version des Hochleistungsmodells 911 Carrera RS 2.7, kehrte 2018 jedoch zeitgleich mit dem 911 Carrera T als puristisch konfigurierte Version des Topsaugers GT3 zurück. Kompliziert, das Ganze. Vor diesem historischen Hintergrund macht es Sinn, ein T-Modell in der Einsteiger-Baureihe 718 anzubieten.
Porsche rückt Boxster und Cayman T heute eher in die Richtung des frühen 911 T und späteren 911 Carrera 3.2 Clubsport und spricht dabei von „hochverdichtetem Fahrspaß“. Der soll sich aus zwei grundlegenden Komponenten zusammensetzen: dem Turbo-Vierzylinder mit 2,0 Litern Hubraum und 300 PS aus der Basisversion der Mittelmotor-Baureihe sowie einer betont sportlichen Konfiguration, die sich am Ende in der Summe des Ganzen mit einem Preisvorteil von fünf bis zehn Prozent im Vergleich zu einem identisch ausgestatteten Basismodell niederschlägt.
Der günstigere der beiden ist der Cayman T mit einem Preis von 63.047 Euro. Der Boxster T kostet 65.070 Euro und liegt damit zwischen dem mit 56.383 Euro deutlich günstigeren Basis-Boxster und dem mit 68.878 Euro zu Buche schlagenden Boxster S.
Sport ‒ nicht Komfort ‒ steht bei der serienmäßigen Ausstattung des T-Modells im Vordergrund. Dazu gehören auf den ersten Blick erkennbare mattschwarze Zierstreifen auf den Flanken und 20 Zoll große Carrera-S-Räder, wo das Basismodell nur 18-Zoll-Felgen trägt. Ein um 20 mm tiefergelegtes Sportfahrwerk, Sport-Chrono-Paket inklusive Porsche Stability Management (PSM) Sport, die adaptive Aggregate-Lagerung PADM und Porsche Torque Vectoring (PTV) mit mechanischer Hinterachsquersperre sind ebenfalls ab Werk an Bord.
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DAS KANN ER
Motor: wassergekühlter Boxermotor, Motorblock und Zylinderköpfe aus Aluminium, vier obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, ein- und auslassseitig variable Steuerzeiten mit Ventilhubumschaltung (VarioCam Plus); hydraulischer Ventilspiel- ausgleich; Turboaufladung, Ottopartikelfilter (OPF)
Zylinder: 4
Bohrung x Hub: 91,0 x 76,4 mm
Hubraum: 1988 ccm
Leistung: 300 PS bei 6500/min
Drehmoment: 380 Nm bei 1950–4500/min
Verdichtung: 9,5 : 1
Gemischaufbereitung: Benzindirekteinspritzung
Kraftübertragung: Heckantrieb
Getriebe: Sechsgangschaltgetriebe mit Einscheibenkupplung und Zweimassenschwungrad, optional Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK); Porsche Torque Vectoring (PTV) mit mech. Hinterachsquersperre
Karosserie: selbsttragend, beidseitig verzinkter Ganzstahlaufbau
Fahrwerk: Leichtbau-Federbeinachse, McPherson-Bauart (vorn), Leichtbau-Federbeinachse (hinten); Porsche Active Stability Management (PSM) Sport mit 20 mm Tieferlegung
Bremsen: Vierkolben-Alu-Monobloc-Bremssättel vorn und hinten, innenbelüftete Scheibenbremsen 330 x 28 mm (vorn), 299 x 20 mm (hinten)
Radstand: 2475 mm
Spur: 1528 mm (vorn), 1540 mm (hinten)
L x B x H: 4379 x 1801 x 1264 mm (Cayman: 4379 x 1801 x 1276 mm)
Räder/Reifen: 8 J x 20 mit 235/35 ZR 20 (vorn), 10 J x 20 mit 265/35 ZR 20 (hinten)
Leergewicht: 1350 kg (PDK: 1380 kg)
Zul. Gesamtgewicht: 1655 kg (PDK: 1685 kg)
Höchstgeschwindigkeit: 275 km/h
Beschleunigung 0‒100 km/h: Schaltgetriebe 5,1 s (PDK: 4,9 s)
Tankinhalt: 54 l
Preis: Cayman T 63.047 Euro, Boxster T 65.070 Euro
Die Rolle der GTS-Lightversion spielen Boxster und Cayman T aus dem Stand sicher und sehr überzeugend, die Mischung ist stimmig. Mattschwarze bis dunkelgraue Applikationen erinnern an das (derzeit mit OPF nicht verfügbare) Topmodell, die größeren 20-Zoll-Räder, das kürzer übersetzte Schaltgetriebe und die Tieferlegung ohne unnötige Härte sind genau die richtigen Komponenten, um das sportliche Potenzial der Mittelmotor-Typen passgenau zu betonen.
Viel Ausstattung und Basismotor ergeben ein stimmiges Bild. In 5,1 Sekunden beschleunigen Cayman und Boxster T von Tempo 0 auf 100, die Spitze liegt bei 275 km/h. Der Eindruck, dass am falschen Ende gespart wurde, entsteht nie ‒ bei keinem anderen Porsche-Modell der letzten Zeit passt das viel strapazierte Wort „puristisch“ besser als bei dieser neuen Paarung. Auch deshalb ist die aufpreispflichtige Wahl des Siebengang-PDK eine ebenso komfortable wie schnelle Lösung, zum Wesen des Touring passt das Sechsgangschaltgetriebe allerdings besser.
Boxster oder Cayman? Das ist Geschmackssache. Auf dem deutschen Markt liegt der offene 718 vorn, in Großbritannien favorisieren die Käufer den Cayman. Gute Verkäufe verspricht sich Porsche in China, wo die Kundschaft das Selbstfahren entdeckt hat, große Hubräume empfindlich besteuert werden und der kleine 718 bei den Zulassungszahlen deshalb vorn liegt.
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DAS KANN ER NICHT
Bei aller sportlichen Optik kommt der Touring bei der Leistung natürlich nicht an die stärkere S- oder GTS-Version heran. Wer mehr will, muss mehr bezahlen und eigenhändig konfigurieren, ein Touring-Paket mit 2,5-Liter-Motor gibt es nicht. Dass der eher sonor brodelnde Vierzylinder-Turbo des 718 einfach nicht so schön hell klingt und frei nach oben jubelt, wie es der alte Sechszylindermotor tat, gehört zur 718-DNA. Dafür musste der Sauger annähernd gleiche PS-Zahlen, aber auch rund 3,4 Liter Hubraum bemühen ‒ dem kleinen 718-Triebwerk Schwäche zu unterstellen, wäre falsch und unfair.
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FAZIT
Boxster und Cayman T passen in die neue Zeit, in welcher sich der Fahrspaß ‒ schon wegen strenger Limitierungen beim Flottenverbrauch ‒ nicht mehr allein über mehr Leistung definieren kann. Die Kombination aus sportlichen Komponenten, einem Look im Stil der GTS-Topversion und dem Monoturbo-Motor des Einstiegsmodells passt so gut, [...]
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