Porsche MuseumEIN Porsche 928 FÜR VIER

Porsche Klassik

 · 12.03.2024

Porsche Museum: EIN Porsche 928 FÜR VIERFoto: Markus Bolsinger
ERFOLGREICHE STRETCHÜBUNG: DER UM 250 MILLIMETER VERLÄNGERTE RADSTAND UND DER KOMPLETT NEUE  HECKAUFBAU MACHTEN AUS DEM 2+2 EINEN ECHTEN VIERSITZER.
Foto: Markus Bolsinger

Auf 4,77 Meter gestreckt, dank 250 Millimeter längerem Radstand gesegnet mit 200 mm mehr Raum für die Beine der Fondpassagiere – dieses Kunststück gelang der Porsche-Designmannschaft 1984. Der intern als 928-4 bekannte Prototyp auf Basis eines 928 S war das Geschenk zu Ferry Porsches 75. Ehrentag, gefeiert am 19. September. Ein nicht spontan, sondern von sehr langer Hand geplanter Coup, wie die Aufzeichnungen eines im Porsche-Archiv abgehefteten Weissacher Zehnjahresberichts zeigen. Schon im Januar erfolgte der Auftrag, unter der Projektleitung der Ingenieure Richard Hetmann und Fritz Käumle. Insgesamt 36 Mitarbeiter waren für das geheime Projekt tätig – drei im von Anatole Lapine geleiteten Designstudio, sechs in der Karosseriekonstruktion, vier in der Innenausstattung, sieben in der Karosserie-fertigung, zwei in der Lackierung, drei beim Aggregateaufbau, nicht weniger als zehn in der Fertigmontage inklusive Fahrabstimmung und last, but not least eine Person, die sich um die Typisierung und Zulassung des mit dem Kennzeichen S-HR 1200 ausgestatteten 928-4 kümmerte.

Die Idee war, aus dem 2+2-sitzigen Autobahn-Kurier 928 einen veritablen 4-Sitzer mit weiterhin zwei Türen zu machen. Dazu wurde neben der Radstandsverlängerung die B-Säule oberhalb der Fensterkante aufgerichtet und der Türrahmen angepasst. Daran schlossen sich ein erst weitaus später abfallendes Dach, ein größeres hinteres Seitenfenster und eine kombiähnlicher stehende Heckklappe an.

Damit war es aber noch nicht genug mit den Besonderheiten. Die Bugpartie aus PU zierte bereits der Stoßfänger des erst zwei Jahre später in Serie gehenden 928 S4, flankiert von höher gezogenen Vorderkotflügeln und garniert mit für diese Zeit sehr progressiven
Projektionsscheinwerfern von Hella. Anders als beim regulären 928, bei dem sich die Scheinwerfer hochklappten, lagen die an Glubschaugen erinnernden Lampen hier fest in ihren Höhlen.

Dass die Designer für die Außenlackierung ein Jägergrün wählten, war kein Zufall. »Grün war Ferry Porsches Lieblingsfarbe«, erinnert sich der spätere Porsche-Chefdesigner Harm Lagaay. »Aus diesem Grunde lackierten wir zum Beispiel auf seinen Wunsch hin auch die IAA-Studie Panamericana von 1989 in einem allerdings weitaus auffälligeren Grünton.«

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Doch zurück zum 928-4. Auch motorisch wartete das im Entwicklungszentrum Weissach ausgeheckte und auch in der dortigen Prototypenwerkstatt aufgebaute Unikat nicht mit Alltagware auf: Denn installiert war der in Deutschland ebenfalls erst im S4 eingeführte 5-Liter-V8 mit Vierventiltechnik und Bosch- LH-Jetronic. Er schickte 228 kW (310 PS) auf die Hinterachse des 1.625 Kilogramm schweren und 260 km/h schnellen Shooting Brakes.

Auch wenn der 928-4 optisch einen fraglos harmonischeren Eindruck macht als die unter dem Kürzel »H50« 1987 folgenden Prototypen eines viertürigen 928, blieb es bei diesem Einzelstück. Die Zeit für ein solches Fahrzeug war noch nicht reif, zumal der 928 ja eher am Ende als am Anfang seiner Karriere stand.

Doch eine Langzeitwirkung hat der Vierer gleichwohl: Denn gilt der reguläre 928 gemeinhin als Vorbote des Panamera, darf Ferry Porsches Geburtstagsgeschenk als ein frühes Gedankenspiel für jenen Wagen gelten, den Porsche gerade erst auf dem Genfer Salon
vorgestellt hat: den – wenn auch nun viertürigen – Panamera Sport Turismo.


Porsche Museum
Porscheplatz 1, 70435 Stuttgart

  • Täglich 9.00 bis 18.00 Uhr, Montags geschlossen
  • Erwachsene: 8 Euro
  • Ermäßigt: 4 Euro
  • Kinder bis 14 Jahre: in Begleitung eines Erwachsenen frei