Wendler-Porsche W/RS-001

Kunst am Bau

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Karosserie Wendler in Reutlingen war Porsches verlängerte Werkbank, der Spezialist für Leichtbau und Rennsport-Karosserien. Als Zuffenhausen um den Entwurf eines geschlossenen GT-Rennwagens bat, baute man den Wendler-Porsche W/RS-001.

Wendler-Porsche W/RS-001
© Roman Rätzke
Ein Blick in den Innenraum des W/RS-001.
© Roman Rätzke
"Le Mans Coupé Karosserie, Bauj. 62 (Alu), auf verbessertem Spider-Fahrgestell. RS 550 mit Vorder- und Hinterachse, jedoch ohne Motor, Bremsen und Räder, Lenkung usw., verkauft für DM 5000.-: H. Berger Nachf., 8580 Bayreuth, Wolfsgasse, Telefon 3614." Bereits die Annonce vom 28. Oktober 1963 in der auto, motor + sport zeigt, dass es zeitlebens schwerfiel, dieses Auto einzuordnen. Formal, aber auch technisch. Wann genau wurde es gebaut? Und zu welchem Zweck? Erfahren Sie alles zum Wendler-Porsche!

Le Mans, Alu, Baujahr, 550-Fahrgestell und -Technik ‒ Begriffe, die zur Legendenbildung taugen, aber doch nur Teile eines Puzzles sind. 1963 kostete ein neues 356 C Coupé 14.950 Mark, da waren 5000 DM für einen Porsche mit unklarer Herkunft und Unfallhistorie viel Geld. Schon drei Jahre nach seiner Fertigung begann sich die Spur des ungewöhnlichen Einzelstücks im Vagen zu verlieren. Heute sehen wir klarer.
Porsche gab den Auftrag, Wendler führte ihn aus. Für anspruchsvollen Leichtbau und maßgeschneiderte Aufbauten war die Reutlinger Karosseriebaufirma die erste Adresse. Seit 1923 fertigte der 1840 gegründete Traditionsbetrieb, hervorgegangen aus dem Kutschen- und Wagenbau, Automobil-Karosserien nach eigenen Entwürfen, mal in Einzelanfertigungen, mal in kleinen Serien. Mit Stromlinienaufbauten für BMW und Versuchsfahrzeugen des Aerodynamik-Pioniers Wunibald Kamm erarbeitete sich "Karosserie Wendler" einen Ruf, der bis nach Stuttgart reichte.

ERSTE ADRESSE FÜR LEICHTBAU UND AERODYNAMIK

Wendler-Porsche W/RS-001
© Roman Rätzke
Nach dem Krieg baute Wendler Sonderkarosserien u. a. auf Mercedes- und VW-Basis, aber auch für Fiat und lieferte Prototypen-Entwürfe für Brütsch und Gutbrod. Wo anderen Spezialisten wie Gläser, Papler und Hebmüller der Übergang zur Nachkriegsmoderne misslang, prosperierte Wendler. Dass in Reutlingen VW Cabrios im Ponton-Stil gebaut wurden, die stark dem offenen Porsche 356 ähnelten, störte offenbar weder die eine noch die andere Firma.
Gegen Ende der fünfziger Jahre entstand ein um 300 mm verlängertes, mit Heckflossen und Mercedes-"Ponton"-Rückleuchten versehenes 2+2-Coupé auf 356-Basis. Ein Vorschlag Wendlers für den von Ferry Porsche so sehr gewünschten Porsche mit vier Sitzplätzen oder ein offizieller Porsche-Auftrag?
Porsche gehörte zu Wendlers Großkunden, vergab den Auftrag zur Fertigung der 550 1500 RS Spyder-Karosserien nach Reutlingen. Porsche lieferte die Rahmen, Wendler stellte 90 Spyder-Aufbauten aus Leichtmetall her und blieb auch als Zulieferer an Bord, als der Übergang zum weiterentwickelten 718 vollzogen wurde und daraus nach einer Änderung des technischen Reglements der FIA in rastloser Evolution die Typen RS 60 und RS 61 entstanden.
Für 1961 plante Porsche beim 24-h-Rennen von Le Mans, mit geschlossenen GT-Wagen an den Start zu gehen. Den ersten Entwurf dazu lieferte Wendler: ein Le-Mans-Coupé, das dort niemals fahren sollte.
Da offenbar von vornherein kein Renneinsatz des Baumusters geplant war, machte es nichts aus, dass Wendler auf vorhandene 718-Komponenten zurückgriff und als Fahrgestell einen im Haus modifizierten 550-Rahmen nutzte, also zum ersten Mal ein nahezu komplett selbst gebautes Fahrzeug bei Porsche ablieferte. Norbert Schwandner, Sohn des Wendler-Werkleiters Herbert Schwandner, erinnerte sich daran, dass der Umbau vom 550 zum W/RS-001 innerhalb eines Monats vollzogen war.

DAS ZIEL des Wendler-Porsche WAR LE MANS 1961

Bis zur Schulterlinie war der Wendler-Entwurf mehr oder weniger identisch mit dem bekannten 718 RS 60 Spyder. Den Unterschied machte der feste Dachaufbau, der mit der B-Säule und einem Heckfenster im Rücken des Fahrers abschloss und dessen hintere Hälfte ein Teil der nach hinten aufklappbaren Heckpartie war. Porsche begründete diesen ungewöhnlichen Aufbau mit einer so optimierten Aerodynamik des "kleinsten Abreißquerschnitts".

Details des Wendler W/RS-001.
© Roman Rätzke

Der Motor des Wendler RS entsprach der dritten Ausbaustufe des von Ernst Fuhrmann entwickelten Vierzylinders vom Typ 547 mit Königswellenantrieb, vier obenliegenden Nockenwellen und Doppelzündung. 110 PS bei 7800/min leistete die Urversion von 1953, ein Jahr später stieg die Leistung auf 117 PS. Zwei Jahre später betrug die Leistung aufgrund höherer Verdichtung und Weber-Vergasern 135 PS bei 7200/min, und das noch immer bei unveränderten 1,5 Litern Hubraum ‒ mit solch einem "Fuhrmann"-Motor siegte Umberto Maglioli 1956 erstmals bei der Targa Florio. 1960 lag das aktuelle Leistungsvermögen schon bei 150 PS, doch beim W/RS-001 kam die 135-PS-Maschine vom Typ 547/2 zum Einsatz.

DER ENTWURF HINTERLIESS SPUREN

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