Kaufberatung Porsche Cayenne 9PA

Mehr Porsche fürs Geld

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Es war ein bescheidener Anfang: Ab 2002 schraubten 300 Mitarbeiter in einem neuen Werk in Leipzig 90 Fahrzeuge aus vielen zugelieferten Teilen am Tag zusammen. Die Geschichte des dritten Porsche, wie man im Werk selbstbewusst titelte, begann kleiner, als sie inzwischen erscheint. Wie schlägt sich das Urmodell heute als Gebrauchter?
Kaufberatung Porsche Cayenne 9PA
© Porsche AG

Der sportliche Geländewagen Cayenne läutete für das Unternehmen eine neue Epoche ein, weit einschneidender als die Umstellung des 911 auf Wasserkühlung fünf Jahre zuvor. Bald schon 20 Jahre ist das her.
Beim Streifzug durchs Internet beginnt das Staunen: so viel Auto für teilweise deutlich weniger als 10.000 Euro! Exemplare aus dem Jahr 2007 mit wenigen Kilometern stoßen an die Grenze von 25.000 Euro. Rund 500 Fahrzeuge der Baujahre 2002 bis 2007 ergibt die Suche, einige Inserate feiern ihn schon als Youngtimer. Hinzu kommen die Verwandten VW Touareg und Audi Q7, die sich mit dem Cayenne die Plattform teilen.

Der Typ 9PA in seiner ersten Ausprägung hat den Schritt zum Klassiker noch vor sich, was auch darauf zurückzuführen ist, dass er im Alltag ein praktisches Automobil ist, wenn man ein solides, geräumiges Fahrzeug mit Langzeitqualitäten sucht und Spaß an großvolumigen V8-Motoren mit sportlichen Akzenten hat. Als Turbo bietet er eine Höchstgeschwindigkeit von 266 km/h, was 2002 kein geländetauglicher Wagen besser konnte.

Kaufberatung Porsche Cayenne 9PA

Rund 280.000 Cayenne der ersten Generation baute Porsche in Leipzig, 2007 gab es einFacelift und neue Motoren. Auch die heute um die 15 Jahre alten Fahrzeuge stehen im Kern gut da: „Der erste Cayenne ist ein grundsätzlich solides Auto“, sagt Alexander Winkler vom Classic Partner Porsche Zentrum Hofheim.
Wo die Preise niedrig und die Reparatur- und Wartungsaufwendungen nicht günstiger geworden sind, gilt es noch mehr als bei anderen Porsche-Fahrzeugen, einen genauen Blick auf das Wunschobjekt zu werfen. Bei den verhältnismäßig geringen Aufschlägen für gepflegte originale Exemplare ohne Unfall sind sie Sanierungsobjekten mit einem Einstandspreis von wenigen Tausend Euro klar vorzuziehen.

Kaufberatung Porsche Cayenne 9PA
© Porsche AG

Cayenne - KAROSSERIE

Sie ist wie bei den Sportwagen von Porsche vollverzinkt, was gute Voraussetzungen für ein langes Leben bietet. Tatsächlich findet sich nur wenig Korrosion an älteren Wagen. Eine Stelle, an der man öfter fündig wird, sind erstaunlicherweise die hinteren Türen an der Kante hin zum hinteren Radlauf. „Wir hatten es schon bei einigen Exemplaren, dass wir sie tauschen mussten“, erzählt Winkler. Bei den Fronttüren ist Rost dagegen deutlich seltener anzutreffen. Unterwanderung von Kotflügeln oder Dächern ist ebenfalls kein Thema. An der Heckklappe findet sich gelegentlich Rost um den Kennzeichenbereich. Das war es schon. Es ist wichtig, die Wasserabläufe frei zu halten, andernfalls kann Wasser in den Innenraum laufen und dazu führen, dass man den Teppich ausbauen muss, um den Wagen wieder trocken zu bekommen.

Cayenne 9PA - MOTOR

Zum Start ab Herbst 2002 wurde der Cayenne mit zwei V8-Motoren angeboten, als Sauger- und als Turbo-Variante. Sie wurden bei Porsche in Zuffenhausen gebaut. Die Maschine mit 4511 ccm Hubraum ist mit einer Bohrung von 93 mm und einem kurzen Hub von nur 83 mm eher sportlich ausgelegt. Hydraulischer Ventilspielausgleich und eine VarioCam-Nockenwellenverstellung besitzen beide Motoren, der Sauger dazu eine Ansauganlage mit Schwingrohraufladung, die für ein breites Drehmoment von 420 Nm zwischen 2500 und 5500/min sorgt. 340 PS ist seine Höchstleistung bei 6000/min. Das genügt, um den Cayenne S in 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu bringen (Schaltgetriebe), erst bei 242 km/h endet der Vorwärtsdrang.
Der Turbo wird über zwei parallel geschaltete Abgasturbolader unter Druck gesetzt, 620 Nm liegen zwischen 2250 und 4750/min an, die Höchstleistung von 450 PS bei 6000/min. In 5,6 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Dazu kamen eine Werksleistungssteigerung auf 500 PS (700 Nm, 5,3 s, 270 km/h) und ein Turbo S (521 PS, 5,2 s, 270 km/h).

Kaufberatung Porsche Cayenne Motor
© Porsche AG

Ab Herbst 2003 – zum Modelljahr 2004 – ergänzte ein V6-Motor aus dem VW-Konzern das Angebot. Der mit dieser Maschine als Cayenne (ohne S) angebotene Wagen wurde zum Einstiegsmodell. Er ist langhubig ausgelegt mit einem Hub von 95,9 mm bei einer Bohrung von 84 mm und besitzt ebenfalls eine Verstellung von Einlass- und Auslassnockenwelle sowie ein Schaltsaugrohr. 310 Nm zwischen 2500 und 5500/min liegen an, die Höchstleistung von 250 PS bei 6000/min. Zwar wurde der Wagen etwas leichter, 2160 kg statt 2255 kg (Cayenne S) oder 2355 kg (Cayenne Turbo), doch mit einer Beschleunigung von 9,1 Sekunden auf 100 km/h und einer Spitze von 214 km/h ist er deutlich weniger dynamisch als der Cayenne S.

Vorzüge

+ unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis

+ ausgereifte, haltbare Allradtechnik

+ viel Platz und gute Alltagstauglichkeit

Nachteile

– stets hoher Verbrauch (vor allem beim Turbo)

– Ersatzteile, Reparaturen und Unterhalt teuer

– Gefahr von Motorschäden beim Cayenne S

Dafür fällt er mit wenigen Problemen im Alter auf: „Bei Fahrzeugen mit einer Laufleistung zwischen 100.000 und 150.000 Kilometern haben wir es öfter gehabt, dass sich die Steuerkette gelängt hat.“ Darüber hinaus seien diese Maschinen grundsolide und problemlos.
Anders sieht die Situation bei den V8-Exemplaren aus. Sie besitzen eine Nikasil-Beschichtung der Zylinderlaufbuchsen. Sie kann abplatzen, was zu immer größeren Beschädigungen führt. „Hier muss man auf ein Klackern aus dem Motorraum achten“, weiß Winkler, ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich so ein Motorschaden ankündigt. „Das hört sich so ähnlich an wie ein defekter Hydrostößel.“
Gut zu hören sei das Kolbenkippen im Leerlauf, Sauger scheinen öfter betroffen zu sein als die Turbo-Varianten. Auch ein erhöhter Ölverbrauch sei ein Indiz dafür. „Dann schraubt man am besten die Zündkerzen heraus und kontrolliert mit einem Endoskop die Laufbahn der Zylinder auf Beschädigungen.“ Betroffen seien davon sowohl Exemplare mit geringen Laufleistungen als auch Langstreckenfahrzeuge. Oft bedeutet so etwas den wirtschaftlichen Totalschaden für ein Fahrzeug.
Bei den Turboladern kann sich im Alter Öl in die Ansaugluftschläuche durchdrücken. „Das kann man aber bei der Wartung durch Reinigen beseitigen.“ Zum Thema Ölverbrauch: Ein Liter auf 10.000 Kilometer ist ein normaler Wert.

Ein Thema bei allen Versionen: Die Gehäuse der Zündspulen auf den Kerzensteckern altern durch die Hitze am Ventildeckel, platzen auf und gehen dann kaputt, weil das Innenleben korrodiert. „Hier sollte man darauf schauen, dass der neueste Baustand montiert wurde. Die sind thermisch belastbarer.“

Der V6 benötigt bei moderater Fahrweise zwischen 13 und 15 Liter pro 100 km, der V8-Sauger etwa 15 bis 18 Liter. Der Turbo leert den großen Tank mit einem Verbrauch von 18 Litern aufwärts. Und es ist kein Schaden am Bordcomputer vorhanden, wenn er 33 Liter bei sportlicher Fahrweise anzeigt. Porsche hat allen Cayenne-Versionen einen 100-Liter-Tank mitgegeben, was eine gute Entscheidung war, denn so hat man zumindest eine brauchbare Reichweite bis zum nächsten Tankstellenbesuch.

Das Cayenne-GETRIEBE

Zum Start war der V8-Cayenne nur mit Automatik erhältlich, eine 6-Gang-Schaltung beim Cayenne S folgte wenig später, beim V6-Motor gab es ebenfalls beide Optionen. „Alle Getriebe funktionieren ohne Probleme, man sollte jedoch darauf achten, nach einer gewissen Laufzeit eine Getriebespülung vorzunehmen. Porsche schreibt das nach 16 Jahren oder 240.000 Kilometern vor, was fast ein wenig zu spät ist bei so einem Auto“, erklärt Winkler. Er empfiehlt, das Intervall kürzer anzusetzen und dabei auch noch alle Achsgetriebeöle mit auszutauschen. Fallen einem beim Automatikgetriebe leichte Schaltrucke auf, sei das der erste Punkt, den man prüfen sollte. Nach einem Wechsel verbessere sich die Schaltqualität.


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Kaufberatung Porsche Cayenne Innenraum
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